philipp harnoncourt
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PRESSE
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Piramo e Tisbe Oper von Johann Adolph Hasse, Schauspielhaus, Wien


Kronenzeitung (Oliver A. Lang), 9. 3. 2001

Ein schlanker Baumstamm ist der Wald, eine Lampe der Mond, ein Flötist in einem Leiberl mit Gepardenmuster der grimmige Löwe: So einfach kann Oper sein. Im Schauspielhaus hatte Hasses "Piramo e Tisbe" unter Simon Schouten Premiere. Philipp Harnoncourt ist eine geschmackvolle, reizende Inszenierung gelungen.

Hasses Komposition im richtigen barocken Klanggewand wirkt mitreißend. Spritzige Musik, prickelnde Rhythmen, Dramatik stimmen zusammen. Fast ist es schade, die kostbare Rarität nur kurzfristig zu zeigen. Die Wiener Akademie weiß, wie Musik im Originalklangkostüm klingen muss.

Simon Schouten sorgt für Schwung, Stimmung, hell leuchtende Farben. Und Philipp Harnoncourt liefert eine sympathisch schlichte Regie der Liebesgeschichte: so einfach wie möglich, so lebendig wie nötig. Und mit einem frechen Augenzwinkern. Die Sänger - Elisabeth von Magnus, Silvia Weiss, Bernhard Berchtold - zeigen in den Partien ihre Stimmqualitäten und ihr hohes Niveau. Barockoper für Feinspitze!


Kurier (HaHe), 9. 3. 2001

Schatzkästlein geöffnet
Barockoper sei ohne Ausstattungsprunk und in einem Kellertheater nicht zu bewältigen? Ein schwerwiegendes Fehlurteil, dem Operndirektoren zukünftig nicht mehr erliegen sollten. Ein schmaler Baumstamm aus dem nächstgelegenen Wäldchen, ein wenig Möblage vom Trödler ist im Grunde alles, dessen ein bezaubernder Abend bedarf.

Der Regisseur Philipp Harnoncourt hat den Beweis geliefert - auf Basis eines musikalischen Meisterwerks: "Piramo e Tisbe" nach Ovid, aus der Feder des Komponisten Johann Adolph Hasse, ist einer der vielen verborgenen, in Archiven lagernden Schätze österreichischer Musikgeschichte. 1772 in Laxenburg höchst erfolgreich aufgeführt, heute vergessen und dennoch ein "Intermezzo tragico" voll berührender, vielgestaltiger Musik- und reichlich Gelegenheit für drei Sänger bzw. Sängerinnen zu brillieren.

Elizabeth von Magnus, Silvia Weiss als Liebespaar und der junge Tiroler Tenor Bernhard Berchtold in der Vaterrolle taten eben dies. Das Auf-Du-und-Du mit den Sängern im Schauspielhaus sorgte zusätzlich für Intensität, auch szenisch.

Ein kleiner großer Abend!


Wiener Zeitung (H. S.), 9. 3. 2001

In der Regie von Philipp Harnoncourt gelang eine witzig pointierte Umsetzung der verhängnisvoll endenden Liebesgeschichte aus babylonischer Vergangenheit. P. Harnoncourt erwies sich als Meister im Umgang mit geschmackvoller Überzeichnung und zu Heiterkeit anregenden Einfä,llen. Seine Regie war eine unterhaltende Ergänzung zur unglücklichen Handlung, richtete sich nicht gegen die Handlung und zeigte viel Sensibilität für die Musik.

Nicht unwesentlich zum Erfolg trugen die lebendig agierenden und musizierenden Orchestermitglieder der Wiener Akademie unter der umsichtig anregenden, Spannung bewirkenden Leitung des Holländers Simon Schouten bei.

Das 3-Personen-"Intermezzo tragico" von Johann Adolph Hasse, der als einer der herausragenden Vertreter der italienischen Opera seria des 18. Jahrhunderts galt, gewann durch die Darsteller, die mit besonderem stimmlichen Einsatz der Komposition zu großer Wirkung verhalfen, überzeugendes Profil. Elisabeth von Magnus in der Hosenrolle des Piramo besaß mit ihrem Mezzosopran das richtige Maß an Forschheit und Einfühlungsvermögen: Silvia Weiss war eine natürliche, temperamentvolle, aber auch freche Tisbe mit elegant strahlendem Sopran. Dem Liebespaar gelangen berührende Sehnsuchtsarien, intime, Rezitative, harmonische Liebesduette. Der grausame Vater wurde von Bernhard Berchtold (Tenor) mit Hingabe in stimmgewaltiger Verzweiflung dargestellt.


Kleine Zeitung (Ernst Naredi-Rainer), 13. 7. 2002

"Für mich zählt sie zu den besten Sachen, die ich je gemacht habe", beurteilte Johann Adolf Hasse seine vorletzte Oper" Piramo e Tisbe", die 1770 in Laxenburg den Beifall der kaiserlichen Familie fand.

Hasse ging 1764 nach Wien, wo Christoph Willibald Gluck eine Opernreform eingeleitet hatte, deren Neuerungen er flexibel aufgriff. Der Großmeister der Opera Seria warf deren Kernstück, die Da-capo-Arie, über Bord und unterhöhlte sie in "Piramo e Tisbe" durch verkürzte Reprisen. Außerdem versuchte er auch die Verbindung unterschiedlicher Gattungen: Er bezeichnete sein Alterswerk paradox als "Intermezzo tragico " , um die Verknüpfung des heiteren Intermezzos mit der Tragödie zu betonen.

Den durch die patriarchalische Macht ausgelösten familiären Konflikt, erzählt Philipp Harnoncourt in seiner ersten Operninszenierung mit ganz einfachen Mitteln. In dieser Koproduktion mit dem Wiener Schauspielhaus hält er geschmackvoll die Balance zwischen dezentem Witz und der Ernsthaftigkeit der Gefühle, führt er die Protagonisten stimmig durch den doch nicht tragisch endenden Abend. Die drei Toten erheben sich zu fröhlichen Tanzklängen.

Hasses elegante, meist sanfte, oft bittersüße Musik zielt auf die eindeutige Dominanz der Gesangsstimmen ab. Die Mezzosopranistin Elisabeth von Magnus in der Hosenrolle des Piramo und die Sopranistin Silvia Weiss als Tisbe lassen keine Wünsche offen, den Vater singt Bernhard Berchtold mit kultiviertem Tenor.


Kurier (HaHe), 16. 7. 2002

Regisseur Philipp Harnoncourt zeigte die aus Shakespeares "Sommernachtstraum" bekannte, unglücklich endende Liebesgeschichte wie schon in Wien mit Leichtigkeit, subtilem Humor und nahezu improvisatorischer Einfachheit. "Zum Lachen wahrhaftig" sei es, dass die Liebe "immer ihren Löwen findet, der sie umbringt."

Ein Motto, dem auch Simon Schouten am Pult des Amsterdamer Ensemble Lyrique nachspürte: "Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" trauen sich wohl nur wenige Dirigenten in eine spätbarocke Gesangskadenz einzuflechten.


Das Opernglas (B. Frakele), 10/2002

Hasses empfindsamen Stil deutet Simon Schouten mit seinem Ensemble Lyrique mit Akkuratesse und Behutsamkeit aus. In der Rolle des jugendlichen Piramo bewies Elisabeth von Magnus nicht nur die stupende Ausdruckskraft ihres warmen Mezzosoprans, sondern auch quicklebendiges Spiel. Silvia Weiß als zarte Tisbe und Bernhard Berchtold als grausamer Padre ergänzten das schlanke Ensemble, das von Zärtlichkeit über Wut, Verzweiflung und Reue alle Register des musikalischen Gefühlslebens zog, aufs Beste.

Inszeniert wurde das einstige Erfolgsstück vom vielseitigen Philipp Harnoncourt, der auch die Bühne einrichtete. Harnoncourt serviert die barocke Tragödie als Moritat einer Wanderbühne und spart dabei nicht mit liebevollen und skurrilen Details. Dirigent und Musiker – unter ihnen ein charmanter Löwe – sind ebenso in Maske und Kostüm, wie man am Rande des Bühnenrunds die improvisierten Garderoben der Komödianten sehen kann. Eine sympathisch verpackte Opernentdeckung, auf höchstem Niveau dargeboten und vom Publikum entsprechend gefeiert.


Kronenzeitung (M. Gasser), 13. 7. 2002

Die Inszenierung von Johann Adolf Hasses genialischer Oper "Piramo e Tisbe" feierte im März 2001 im Wiener Schauspielhaus Premiere, nun kann man sich daran in Graz erfreuen. Die Inszenierung von Philipp Harnoncourt entwickelt die tragische Geschichte aus dem Geist der Komödie: Ohne Rührseligkeit, liebevoll ironisch, mit amüsanten Details, aber auch mit gebotenem Ernst wenn das schreckliche Ende für die drei Beteiligten naht.


Salzburger Nachrichten (Reinhard Kriechbaum), 15. 7. 2002

Gelegentlich steckt der Wolf im Schafspelz - hier verbirgt sich der Löwe im Frack eines Traversflötisten aus dem Orchester. Tisbe kommt ihm zu nahe, blättert gar übermütig in seinen Noten, da zeigt er plötzlich Zähne, Klauen und Dschungel-Leibchen. Tisbe hat ihre liebe Not, dem wild gewordenen Musiker zu entwischen ... Szene einer so burlesk wie sparsam nachgestalteten Barockoper, die eigentlich gar nicht mehr "barock" anmutet.