philipp harnoncourt
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PRESSE
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Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana, "styriarte" Graz


Kurier (Helmut Christian Mayer)

Die Eröffnungsproduktion der diesjährigen Styriarte ist eine furiose "Verkaufte Braut".

Dorothea Röschmann brilliert als gefühlswarme, mädchenhafte Marie. Kurt Streit fasziniert als ihr Geliebter Jeník. Ruben Drole ist ein geschwätziger Heiratsvermittler Kecal mit profundem Bass. Markus Schäfer singt den Vasek herrlich stotternd mit wunderbarem Tenor. Eine Luxusbesetzung: Elisabeth Kulman als Ludmilla. Farbige und homogene Wirkung erzeugt der Arnold Schoenberg Chor.

Ein Segment aus einem originalen Jahrmarktstück, eine Raupenbahn bildet die Kulisse, die mit ihren bunten Lichtern viel an Kirchtagsstimmung erzeugt. Von einer "halbszenischen" Inszenierung kann keine Rede mehr sein, denn Philipp Harnoncourt weiß sie mit prallem, volkstümlichen, manchmal groteskem Realismus zu füllen, die Figuren scharf zu zeichnen und den urwüchsigen Humor in Szene zu setzen. Dazu tragen eine Seiltänzerin wie auch ein jonglierender Cellist bei. Stehende Ovationen!

KURIER-Wertung: ***** von *****


Die Furche (Hansjörg Spies)

Dirigenten-Sohn Philipp Harnoncourt schafft in der Konzerthalle eine „halbszenische“ Inszenierung, vor der alle sattsam bekannten „Regisseure des Jahres“ der seit einigen Jahren vorherrschenden Regie-Inkompetenz schamrot in den Erdboden versinken müssten.


News (Heinz Sichrowsky)

Gesungen wird in deutscher Sprache, Bühnenbild gibt es keines, sieht man von einem aus den Bestandteilen eines Ringelspieles gebauten Steg ab. Die Bühne wird vom Orchester eingenommen, einige Sänger bemühen den Klavierauszug, denn wir befinden uns in einer halbszenischen Produktion. Was das ergeben soll? Eine der schönsten Opernvorstellungen, die ich in 40 Jahren passiver Praxis gesehen habe. Denn endlich wird uns wieder Bescheid gespielt und gesungen, worauf es in der Oper ankommt. Der Dirigent, die Sänger und das Orchester haben es in der Hand, derart beredsam, intensiv und überzeugend zu musizieren, dass die heutigen obligaten Ausstattungsexzesse überflüssig werden.


Wiener Zeitung (Reinhard Kriechbaum)

Fürs böhmische Dorf steht ein Jahrmarktsgelände und dafür wieder - wie charmant! - ein Original: Man hat ein Ringelspiel aus dem Jahr 1926 erworben, Teile davon in geschwungener Linie hinter dem Orchester aufgebaut. Reizend, die gemalten Deko-Elemente und die bunten Glühlampen. Dort also eine Aufführung, die sich bescheiden "halbszenisch" nennt und doch keine Wünsche übrig lässt. Philipp Harnoncourt hat ein Arrangement, ein Environement (oder wie man das nun nennen mag) geschaffen, das dem Puls der Musik und eben auch der Melancholie haargenau entspricht. Die Einsamkeit der Liebenden, vermittelt im Retro-Look des alten Ringelspiels. Zwei Tanzpaare nur, aber eine Choreographie, wie unmittelbar Harnoncourts Partitur-Lesart abgelauscht. Der Arnold Schönberg Chor ist mit gewohnter Präzision am Werk, die Chorgruppe steht zugleich für die staunenden und kommentierenden Zuschauer dieses Braut-Verkaufs, dessen hohe Rendite das hörende und schauende Publikum merklich genießt: Standing Ovations.


Der Standard (Ljubisa Tosic)

Graz - Ein schmuckes, inspirierendes Jahrmarktstück hat man der Verkauften Braut von Bedrich Smetana geschenkt: Lustig und s-förmig breitet sich die "Amore-Bahn" hinter dem Chamber Orchestra of Europe in der Helmut-List-Halle aus, lässt bei Bedarf ihre bunten Lämpchen leuchten und ist auch sehr hilfreich, wenn die exzellenten Schoenberg-Chor-Massen kommen und es einmal heiter-"akrobatisch"wird. Kaum hat der Principal (köstlich Heinz Zednik) seine Zirkusware angepriesen, kraxelt auch schon Seiltänzerin Esmeralda hoch oben auf der Lampen-Bahn herum.

Diese schüchterne, sehr vorsichtige Gleichgewichtskünstlerin bekommt dann auch Konkurrenz: Plötzlich steht ein Cellist auf und beginnt (zu einem sehr lange ausgehaltenen Akkord) sein mit einem putzigen Schirmchen verziertes Instrument auf der Nase zu balancieren.

Auch wenn die ganze Opernangelegenheit als halbszenisch angekündigt wurde, hat man auch ob der musikalischen Dichte das Gefühl, einer guten, vollwertigen Inszenierung von Philipp Harnoncourt beizuwohnen, bei der zwischendurch zwar Tanzfreude ausbricht, ohne jedoch, dass gleich Derbheit ins Spiel kommt.

Verdankt sich auch den Sängern: Dorothea Röschmann gibt die Marie mit imposanter Intensität. Kurt Streit (als Jenik) vermag mit seinem schlanken Tenor ebenso Unmittelbarkeit zu versprühen. Auch drumherum Qualität: Da wären Elisabeth Kulman (als Ludmila) und Anton Scharinger (als Krusina); da wären auch Yasushi Hirano ( als Micha) und Elisabeth von Magnus (als Hata). Und vor allem wäre da natürlich Markus Schäfer, der seine stotternde Figur nicht zum billigen szenischen Dauergag schrumpfen ließ, ihr vielmehr Würde verlieh.


Falter (Heinz Rögl)

Man läuft Gefahr, schon am Anfang der Aufführung Freudentränen zu weinen. Diese ist festspielwürdig, auch gesangsmäßig luxuriös besetzt. Nikolaus und Philipp Harnoncourt (Inszenierung in einer Jahrmarktbahn) gelingt der Spagat zwischen dem, was die Smetana-Oper doppelbödig alles sein wollte, auch ist und doch wieder nicht ganz ist - Gefühlsdrama, Gesellschaftskritik, komische Oper, nationales Manifest, idyllischer Folkloreanklang. Jedenfalls: Smetana at his best, furios und berührend.