- Ein Tag in Khaleds Garten
Theaterstück in fünf Bildern
1999, noch unveröffentlich
WILLI
Ich mag nicht nach Hause. Hier ist es besser. Hier ist es wenigstens ehrlich. Ich denke mir oft - das Leben ist ein Gefängnis. Ich finde den Gedanken
sogar gut, weil er mir sagt: Du darfst nicht aufgeben. Du musst da raus. Irgendwie kommst du raus.
KHALED
Du willst hier raus? Ich auch.
WILLI
Nein nein. Ich bleibe lieber hier. Ich brauche das. Ich pfeif darauf, in den Urlaub zu fahren, da werde ich depressiv vor lauter belanglosem
Glück, während die Lebenszeit verrinnt wie der Sand im Wind. Dafür zahlst du noch den Arbeitslohn von Monaten. Er reicht sowieso nicht für
einen ordentlichen Urlaub. Das Gefängnis ist mir tausendmal lieber. Ich spare Geld. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche. Ich lerne interessante
Menschen kennen, die eine Geschichte haben und ein Geheimnis, echte Menschen, nicht fade Nachahmungstäter wie die da draußen. Dann nehme ich ein Stück Papier
und einen Stift und schreibe es auf, und wenn das jemand liest, ist er hier, genau hier bei dir, Khaled. Hier ist es gut.